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Raumdesinfektion/ Raumvernebelungen/ Sprühdesinfektion
Raumvernebelungen werden aus verschiedenen Gründen in der Industrie, im Lebensmittelbereich und Pflege- und Behandlungseinrichtungen angewendet.
Jede Anwendung besteht aus Mittel (Produkt) und Ausbringe-Technik. Beides zusammen, ergibt ein Verfahren. Letzteres sollte geprüft sein.
Liegen vom Hersteller keine geeigneten Vorgaben für das Verfahren vor muss jede Anwendung spezifisch validiert werden. Die Validierung sollte ein(e) Fachkundige(r) -z.B. Desinfektor(in)- vornehmen, da nur sie/er über das dazu notwendige, breite Basiswissen verfügt.
Für jede Maßnahme gilt zusätzlich zu den spezifischen rechtlichen Vorgaben die Substitutionspflicht der Gefahrstoffverordnung. Zudem die Technische Regeln für Gefahrstoffe: Ermitteln und Beurteilen der Gefährdungen bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, Inhalative Exposition TRGS 402.
Inwieweit z.B. Stoffe wie Formaldehyd oder Ozon zur Raumdesinfektion in einer Einrichtung angewendet werden dürfen entscheidet beurteilt die Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Betriebsarzt. Er ermittelt bei gefährlichen Stoffen ohne Luftgrenzwert wie Ozon im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung die Gefährdung und die notwendigen Maßnahmen.
Anwendungsfehler: Verdünnung, Sprühen
Restfeuchte, egal auf Händen, Haut oder Flächen verdünnt das Desinfektionsmittel. Dadurch kommt es zu einer Unterdosierung. Die Desinfektionswirkung ist nicht mehr sicher gegeben.
Die Sprühdesinfektion soll nicht mehr angewendet werden. Besser über eine Fläche wischen als sprühen. Beim Sprühen müsste man das Mittel in solch großer Menge ausbringen, dass die ganze Fläche lückenlos benetzt ist.
Man könnte also statt zu sprühen, das Produkt auch auf die zu desinfizierende Fläche schütten. Dann wäre im Gegensatz zur Sprühtechnik wenigstens die ganze Fläche sicher benetzt. Nur auf einer lückenlosbenetzten Fläche kann das Desinfektionsmittel auch lückenlos wirken. Wegen der während der Scheuer-Wischdesinfektion einwirkende Mechanik, wirkt diese sicherer als die alleinige Benetzung einer Fläche mit Desinfektionslösung. Beim Sprühen werden Aerosole erzeugt, die in die Luft gelangen und somit auch in die Atemwege des desinfizierenden Anwenders. Deshalb ist die Methode des Ausbringens aus arbeitsmedizinischen Gründen zurecht, in der Kritik. (Siehe BGBl. 1-2004 S. 58 – 5.4.1) Statt zu sprühen soll man aus einer Flasche das Desinfektionsmittel auf ein frisches, sauberes Wischtuch schütten und damit eine Scheuer-Wischdesinfektion durchführen.
Anwendungsfehler bei der Raum-, sprich dreidimensionale Desinfektion
Unter Raumdesinfektion versteht man die umfassende und gleichzeitige Desinfektion sämtlicher Flächen eines Raumes im Rahmen der Vernebelung oder Verdampfung von Desinfektionsmitteln.
Die Raumdesinfektion ist zumindest bei der Schlussdesinfektion bei, über den Luftweg übertragenen Infektionskrankheiten, sinnvoll.
Hinweise: Obwohl die direkte Übersetzung für „leichte Feuchtigkeit“ aus dem Englischen oft „Trockennebel“ ergibt, ist der Begriff falsch. Trockennebel ist z.B. Mehlstaub. „Experten“ die diesen Begriff für „geringe Nebelfeuchte“, also kleinste Partikel verwenden, sollte man sehr vorsichtig begegnen.
Für die Raumdesinfektion werden unterschiedliche Verfahren und Wirkstoffe angeboten. Nicht jeder Wirkstoff eignet sich für jedes Ausbringeverfahren (Anwendung). Es besteht die Möglichkeit der Vernebelung oder der Verdampfung. Bei der Vernebelung werden kleinste Wassertröpfchen in den Raum gebracht. Die Verdampfungsverfahren benötigen zur Ausbringung, je nach Mehreshöge, mindestens 100°C.
Bei beiden Nebelarten wird der feuchte Wirkstoff durch verschiedene Verfahren, im Raum verteilt.
Gemäß der Gefahrstoffverordnung muss der Wirkstoff möglichst untoxisch sein. Es gilt also den aufzubringenden Wirkstoff, in Verbindung mit dem Verfahren, zu prüfen.
Übersicht der häufigsten zur Raumdesinfektion angewendeten Wirkstoffe
Raumdesinfektion mit Formaldehyd
Formaldehyd ist ein farbloser, stechend riechender Stoff, der bei Zimmertemperatur gasförmig vorliegt. Als Gas ist sein Geruch noch in Konzentrationen von 0,05–1 ml/m3 wahrnehmbar.
Bei amtlich angeordneten Raumvernebelungen nach 18 Infektionsschutzgesetz ist das Verfahren der RKI-Liste unter 3.3 Raumdesinfektion zu entnehmen. Formaldehyd wird von der WHO als kanzerogener Stoff geächtet. (Verordnung 2008/1272/EG). Auch andere Stoffe sind auf toxische und kanzerogene Eigenschaften zu hinterfragen. Zum Beispiel dürfen sich, laut TRGS 522 in allen anschließenden Räumen keine Personen aufhalten. Der Begasende bedarf einer Ausbildung gemäß TGS 522. Zusätzlich weißt die nun seit über einhundert Jahren eingesetzte Verneblung oder Verdampfung von Formaldehyd, mit Ihrer anschließend notwendigen Neutralisation mit sauerstoffverdrängendem Ammoniak, einen extrem großen Eiweißfehler auf.
Hinweis: Somit scheidet die Raumdesinfektion mit Formaldehyd bei meldepflichtigen übertragbaren Erkrankungen praktisch aus.
Raumdesinfektion mit Ozon
Ozon (altgriechisch von „riechen“) ist ein aus drei Sauerstoffatomen aufgebautes Molekül sowie das daraus bestehende farblos bis bläuliche, in hoher Konzentration tiefblaue Gas von charakteristischem Geruch. Ozon ist kanzerogen, kann aber auch durch Ersticken tödlich wirken. Bei richtigem Umgang mit Ozongeneratoren durch Sachkundige besteht kaum eine Gefährdung für dritte. Die Wirkung von Ozon als Desinfektionsmittel ist allgemein anerkannt. Hersteller sollten belastbare Gutachten, für eine sichere Desinfektionswirkung des Geräts mitliefern. Dabei ist zu beachten, dass Ozon aus Sauerstoff gewonnen wird, ihn also verdrängt. In einem ozonbehandelten Raum steht deshalb kein Sauerstoff, zur Atmung, zur Verfügung. Damit sollte man sich, stehen keine anderen Empfehlungen zur Verfügung, an der TRGS 522 orientieren. Das gilt auch für Nebenräume. Dort sollen sich während einer Begasung keine Personen aufhalten. Bei Undichtigkeiten wie abgehängten Decken könnte Ozon entweichen und Lebewesen schädigen. Hersteller aus bietet einen Ozongenerator für Pflege- und Behandlungseinrichtungen an. Um Ozon zu erzeugen, ist einen Ozon-Generator notwendig. Aus dem Sauerstoff des Raumes generiertes Ozon ist nicht besonders haltbar. Seine Halbwertszeit beträgt 20 Minuten. Nach 20 Minuten hat sich also die Hälfte des Ozons wieder in Sauerstoff umgewandelt. Ozon ist sehr reaktionsfreudig. So kann es die Moleküle von Geruchspartikeln zerstören und so übelste Gerüche nachhaltig entfernen.
Hinweis: Ozon ist ein Reizgas, dass nicht eingeatmet oder mit Schleimhäuten in Berührung kommen darf. Es hat ätzende Wirkung und kann Krebs erzeugen. Aus diesen Gründen scheidet es zur Desinfektion von Räumen aus.
Raumdesinfektion mit Chlordioxid
Die Raumdesinfektion erfolgt durch eine Chlordioxid Ultrafeinzerstäubung. Chlordioxid ist eine chemische Verbindung aus Chlor und Sauerstoff mit der Summenformel ClO2. Das giftige Gas mit stechendem, chlorähnlichem Geruch ist wirkt als starkes Oxidationsmittel. Gemische von Luft mit über 10 Vol.-% an Chlordioxid können explodieren! Die Gutachten des Chlordioxid- und des Vernebelungsgeräteherstellers sind auch dahingehend zu prüfen. Vom Autor vorgefundene Hinweise das Chlordioxid als „Elementar Chlorfrei“ Substanz ausweist sind nicht haltbar.
Original Text eines Herstellers: „Von einer Ungefährlichkeit des Mittels habe ich nie gesprochen. Das Mittel ist höchst effektiv und der Anwender muss sich entsprechend schützen“.
Dazu die Antwort eines Experten: Bei der Anwendung von Chlordioxid ist immer Chlor vorhanden, obwohl auch vom Sauerstoff eine desinfizierende Wirkung ausgeht. Die Formulierung “chlorfreie Behandlung” ist falsch und irreführend und sollte bei seriöser Beschreibung des Verfahrens nicht angewandt werden.
Raumverneblung Wasserstoffperoxid H2O2
Seit fast einem halben Jahrhundert hat die Desinfektion mit H2O2 in der Tierhaltung, Pharmazie, und in der Lebensmittelproduktion einen festen Stellenwert. Es ist -nach Lüftung des Raumes- ungiftig. Sie hinterlässt als Rückstände Wasser und Sauerstoff! Wasserstoffperoxid (H2O2) ist eine blassblaue, in verdünnter Form farblose, weitgehend stabile Flüssigverbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Es ist eine schwache Säure und gegenüber den meisten Stoffen ein sehr starkes Oxidationsmittel. Eine 3%ige Lösung Wasserstoffperoxid wird zur Desinfektion, auch zur Wund- und Augendes-infektion, eingesetzt. Einsatzbeispiele sind Mund- und Rachenraum (zum Gurgeln wird es auf 0,3 Prozent verdünnt), die Zahnmedizin, die Desinfektion von Kontaktlinsen in Reinigern, die Entkeimung von Packstoffen oder die Desinfektion der Hände in Krankheitsfällen. Verschiedene Firmen wie Pfalztechnik, Diosol, Aseptix, Schülke & Mayr, Novapura, Huwa San Volovapor und Sanosil bieten Geräte und /oder Produkte dazu an. Das Verfahren, also, Gerät und das darauf abgestimmte Produkt soll zur Sicherheit des Auftraggebers und des Anwenders durch mehrere unabhängige Gutachter geprüft und klinisch getestet sein.
Hinweis: Die dreidimensionale Desinfektionsmethode steht für mikrobiologische Innenraumhygiene. Extrem feiner Desinfektionsnebel durchdringt den ganzen Raum. Nur diese Methode garantiert Luft und Flächendesinfektion bis in die kleinste Fuge. Voraussetzung dazu ist eine gezielte Scheuer-/Wischdesinfektion. Es wirkt, insbesonders in höheren Konzentrationen korrodierend auf Metall wie etwa Kupfer, Messing und Eisen.
Ist es fachlich ein Desinfektionsfehler ein nicht RKI-gelistetes Verneblungsverfahren bei einer Meldepflichtigen oder amtl. angeordneten Desinfektion durchzuführen?
Wird eine Scheuer-/Wischdesinfektion oder ein sonstiges RKI-Listen konformes Mittel und Verfahren vor einer nicht RKI-gelisteten Raumverneblung eingesetzt, ist die Raumverneblung z.B. mit H2O2 als zusätzlich Desinfektionsmaßnahme, zu verstehen. Eine zusätzliche Raumdesinfektion zeugt von Verantwortung. Da sie sich und ihre Wirkung, dazu auch noch umfassend dokumentieren lässt, sehe ich es als fahrlässig an darauf zu verzichten.
Vernebelung Natriumhypochlorit
Natriumhypochlorit ist oft Wirkbestandteil von desinfizierenden und bleichenden Haushalts-, Rohrreiniger sowie Schimmelentferner. Oft werden sie als „mit Aktivchlor“ beworben.
Beim Umgang damit ist absolute Vorsicht geboten. Bei der Reaktion von Natriumhypochlorit mit zahlreichen Stoffen und Stoffgruppen, besteht Explosions- oder Brandgefahr. Zudem können Dämpfe beim Einatmen die Schleimhäute angreifen. Natriumhypochlorit ist in niedrigen Konzentrationen reizend und wirkt höheren Konzentrationen ätzend.
Natriumhypochlorit reagiert mit Säuren Oxidationsmitteln (z. B. Wasserstoffperoxid,) zum Teil sehr heftig. Unter Hitzeentwicklung kann Chlorgas freigesetzt werden.
Es ist nicht nur unter Beachtung der Gefahrstoff-Verordnung nicht zu verantworten mit dieser hypochlorige Säure / Aktivchlor zu Vernebeln.
Kommentare
Kommentar von Max Meise |
Toll